Klischees für deinen Bestseller
Wie du mit verbotenen Wörtern und schlimmen Vorurteilen in deinem Text punktest, trotzdem kein Nazi bist und zudem mitreißend schreibst.
„Früher hat man gesagt, die Russinnen.“ – Wolf Haas, „Brennerova“, S. 7
Was geht dir sofort durch den Kopf? Wie waren die Russinnen früher?
Genau! So:
„Die sind groß und muskulös wie Hammerwerfer, die arbeiten beim Straßenbau, und unter den Achseln haben sie so viele Haare, dass (…) und wenn sie ihren Diskus werfen, musst du in Deckung gehen, weil Kraft wie ein Traktor aus Minsk (…)“ – Brennerova, S. 7
Klingt schon ziemlich fies, oder? Aber genau so sind, die Russinnen.
„Dann auf einmal hat es geheißen, die Russinnen, das sind die dünnsten Fotomodelle, die teuersten Nutten, da musst du als Mann schon ein Hochhaus haben, damit sich so eine überhaupt von dir scheiden lässt, am besten mit einem Privatzoo, weil Beine wie eine Giraffe, Taille wie eine Wespe, Augen wie die Biene Maja.“ – Brennerova, S. 7
Voll das Klischee!
Und ich liebe es.
Du?
Kann ja sein, dass du denkst:
- So schreibt man doch nicht!
- Das ist nicht nett! Nicht korrekt!
- Da fühlen die Russinnen sich doch angegriffen! Voll der Rassismus auch!
Nein, ja und ja.
Du schreibst, wie du willst – und ich rate dir, Klischees in deinen Text zu hauen.
Klischees kreieren Bestseller.
Auch wenn es nicht nett und korrekt ist.
Gerade deswegen aber.
Texte ohne Klischees sind nicht nur lahm, sondern auch unehrlich. Sie spiegeln eine Welt, die nicht existiert. Also trau dich, miese Klischees aufs Papier zu bringen – dein Manuskript wird es dir danken.
Leser wollen ehrliche Texte.
Ehrlich: Hass, Rassismus, Klischees – all das gibt’s in der Welt.
Und wenn Menschen Bücher kaufen, wollen sie „Welt“.
Sie wollen keine politisch korrekte Abhandlung „über die Welt“, wie sie sein könnte/ sollte/ müsste usw.
Schreibtipp:
- Schreib so, wie es tatsächlich ist.
- Voller Klischees.
- Und dann setz noch eins oben drauf.
Wie genau machst du das nun?
Denk an die bösen Sachen, die dich zum Lachen bringen. So sehr zum Lachen, und vor allem beschämt zum Lachen, dass du dir die Mund vor den Mund hältst, weil keiner es sehen soll, dass du das tatsächlich lustig findest.
Kupfere ab.
Versuch genau das mit deinem Text.
Und hier jetzt der wichtige Punkt:
Boah, gemein! Direkt vorm wichtigen Punkt dieser Einschub hier: meine Schreibtipps für dich. Du kannst auch weiterlesen, ohne sie zu abonnieren, aber trag dich doch lieber hier ein und werd endlich zum (Achtung: Klischee!) Buch-Rockstar mit mir.
Okay, der wichtigste Punkt: Löse auf.
Mach es so schlimm, wie es nur geht.
Und dann noch schlimmer.
Und dann löse auf.
Das Auflösen, das Entschärfen (und sei es durch maßlose Übertreibung, die an sich kein Entschärfen ist, außer eben durch ihre Maßlosigkeit, die Übertreibung): Das muss sein.
Sonst wiederholst du einfach nur Rassismus, Klischees, Sexismus, all das, ohne daran etwas zu ändern.
Denn denk noch mal nach: Diese Sachen, die dich verschämt zum Lachen bringen: Die sind so gut, weil sie etwas anrühren in dir. Die Erkenntnis: „Boah! Das habe ich wirklich gedacht?! Kann ja nicht sein!“
Ist aber so.
Und jetzt weißt du das, denkst nach, denkst neu.
Bring deine Leser durch Klischees zum Innehalten.
Das ist der Knackpunkt: Erst wenn Formulierungen treffen, wenn Sätze so fein formuliert sind, dass sie enthüllen, was man heimlich denkt, dann.
Dann ändert sich was.
Dein Text ändert sich: Er wird von lahm Klischees wiederholend zu aufrüttelnd-genial.
Mitten ins Herz (oder Hirn? Dahin, wo geheime Klischees sich verstecken).
Dein Leser ändert sich: von vage interessiert an deinem Geschreibe zu Fan.
Und du änderst dich.
Je wagemutiger du schreibst, um so genauer wirst du. Treffsicherer, feiner formulierend, denn genau das braucht dein Text nun von dir.
Sonst geht es schief mit den Klischees. (Und mit dem Bestseller auch.)
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Texte, die wagen, landen im Bestseller-Regal.
Nichts zieht mehr als Texte, die wagen.
Die genau das aussprechen, was man als Leser so denkt.
Auch wenn es „nicht korrekt“ ist. Genau dann um so mehr. (Lies dazu auch gern meinen Artikel „Schreib politisch inkorrekt!“)
Nur fang jetzt nicht an, wild mit Klischees um dich zu werfen in deinem Manuskript.
Bitte nicht einfach Diskriminierungen, Sexismus, Rassismus usw. wahllos und zahllos dazupacken, nur weil du jetzt denkst: „Boah, das verkauft? Rein damit!“
Erstens ist das dann doch mies gegenüber den Menschen, die du so darstellst, und zweitens reicht das auch nicht.
Du musst deine Klischees auch noch würzen:
Mit Humor.
Mit Übertreibung.
Mit Bewusstsein – du weißt, was du da tust, mit deinen Klischees.
Siehe noch mal „Brennerova“, die Russinnen und die Frage, wie „die Russinnen“ denn nun so sind:
„Genauer darüber hat der Nikolaus nachgedacht, während er im Computer die Damen durchgeschaut hat, die einen österreichischen Mann zum Heiraten gesucht haben. (… ) Aber interessant. Da war keine einzige Traktorfahrerin dabei, sondern der Nikolaus hätte fast jede genommen, so gut waren die in Schuss.“ – Brennerova, S. 7
(Ah, die Russinnen!)
Klischee, Klischee, noch mehr Klischee, hört gar nicht mehr auf, noch ein neues Klischee, Kontra-Punkt, alles richtig doll (aber so was von!) daneben – und doch genau so, wie man’s (leider ja doch; heimlich) denkt.
Ehrlich. Treffend. Übertreibend. Auflösend.
Es funktioniert:
Klischees machen Texte besser.
… worauf wartest du also?
Schmeiß Diskriminierung rein in dein Buch, Rassismus in deinen Text, Sexismus in die nächste Geschichte. Sie wird dadurch viel, viel besser!
Verdamme ganze Landstriche und Länder und Menschen, Kulturen – und ich versprech dir: Das verkauft sich voll gut!
- Weil Rechtsextremismus Aufschwung hat, wie’s überall zu lesen ist?
- Weil du damit bei gewissen Lesern punktest?
- Weil kluge Menschen solche Trends erkennen und nutzen?
Nein.
(Aber ich denke, das hast du jetzt schon kapiert.)
Im Gegenteil:
Dein Leser will etwas lesen, bei dem er zwar sagen kann:
„Ja! Genau so ist es, bzw. so hab ich’s heimlich gedacht, ganz heimlich aber nur, weil so darf man ja nicht denken, denn es ist nicht nett und korrekt, und ich weiß, es ist voll das Klischee….“
… bei dem er*sie aber auch sagen kann:
„Aber ich hab ja nun mal doch so gedacht! Und du hast dich getraut, das auszusprechen, noch eins draufzusetzen, mir die Absurdität meiner Gedanken vor Augen zu führen, mich zum beschämt-überraschten Lachen zu bringen – und dafür liebe ich dich.“
So funktioniert das mit den Klischees und den Bestsellern.
Nicht einfach wild rein damit, sondern gut überlegt und durch feinste Formulierung aufgelöst, widerlegt.
Viel Erfolg damit,
Joey
Bestseller?
Du weißt noch immer nicht so richtig, wie das mit dem Bestseller nun so geht? Dann hol dir meinen Ratgeber „Bestseller bis Mitternacht“, und ich schenk dir auch noch meine Schreibtipps – Tag für Tag kostenfrei in deinen Posteingang.
Bis ganz runter gescrollt?
Aha!
Du künftiger Buch-Rockstar, du.
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