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Schreiben wie Stephen King

10 Schreibtipps vom Meister, versteckt in seinem verfilmten Bestseller, wo ein Autor so richtig doll leidet und doch triumphiert, das vielleicht beste Buch seines Lebens schreibt

„Ich hab nicht gesagt, dass ich ein schlechter Geschichtenschreiber bin. Ich würde sogar sagen, darin bin ich ziemlich gut. Aber als Geschichtenerzähler bin ich das letzte.“

So sagt die Hauptfigur aus Stephen Kings „Misery“, als sie erklärt, warum sie das Ende einer Geschichte besser nicht erzählt, sondern schreibt. Was die Hauptfigur noch übers Schreiben sagt und was du daraus für dein eigenes Schreiben lernen kannst, liest du hier im Artikel.

Schreiben also. Richtig gut schreiben.

Schreibtipp 1: Finde dein Metier

Nochmal zum Eingangszitat, Geschichtenschreiber vs. Geschichtenerzähler.

Wie sieht es bei dir aus? Ist Schreiben das Richtige für dich, oder bist du heimlich doch ein besserer Erzähler? Glänzt mündlich?

Du könntest deine Geschichte dem Tonband erzählen. Und dann abtippen (lassen). Allerdings geht das meist schief, denn mit einfachem Abtippen ist es nicht getan. Mündlich und schriftlich ist nun mal ein Unterschied, aber so was von, wa, stimmste zu? Dennoch: Wenn du merkst, dass es vielleicht an deinen Erzählkünsten liegt, dass dein Text nicht fetzt, dann schieb diesen Zwischenschritt ein.

Und wie schreibst du nun gut?

Ein abgewandeltes Zitat: „Ich hab nicht gesagt, dass ich ein schlechter Buch-Autor bin. Ich würde sogar sagen, darin bin ich ziemlich gut. Aber als Kurzgeschichten-Autor bin ich das letzte.“

Konkretisiere:

  • Welche Form liegt dir? Fiktion, Sachbuch? Kurze Texte, lange Texte? Newsletter, Artikel, Buch?
  • Welcher Stil, welcher Tonfall? Humorvoll, trocken, ausschweifend, knackig auf den Punkt?
  • Wo liest sich dein Manuskript flüssig – und wo hinkt es so mies, wie die Hauptfigur in „Misery“, nachdem ihm sein Fan Nummer 1 den Fuß abgehackt hat?

(Kurzer Einschub: „Misery“ ist der Roman, in dem ein Schriftsteller, Paul, einen Autounfall hat, zufällig von einer Frau, Annie, gefunden wird, die ihn rettet und zu sich nach Hause nimmt – ihn dann aber nicht mehr weglässt und verlangt, dass er ein Buch für sie schreibt. In ihrem Haus, gefangen, eingesperrt, und mit diversen Mitteln (Fuß abhacken ist eins davon) am Fliehen gehindert, letztlich am Schreibtisch festgehalten.)

Schreibtipp 2: Lass dir den Fuß abhacken

Paul, der Schriftsteller im Buch, schreibt besser und vor allem mehr, als er bei Annie ist. Vorher: nächtelange Sauftouren, verkatert an den Computer, das Schreiben auch mal ganz ausfallen lassen, hier eine Ablenkung, da eine, dort noch eine … Bei Annie im Haus gefangen dagegen: null Ablenkung. Sein Ausstoß erhöht sich von 3 Seiten pro Tag auf 12.

  • Womit lenkst du dich ab?
  • Was sind deine nächtlichen Sauftouren?
  • Wieso lässt du das Schreiben gern mal ausfallen?

Der Schriftsteller Paul hat nichts mehr, das ihn ablenken kann. Jeder Tag verläuft wie der vorige: aufwachen, Frühstück, ab an den Schreibtisch; Mittag, Pause, ab an den Schreibtisch; Abendessen, vielleicht noch mal ab an den Schreibtisch, schlafen.

Den Fuß abgehackt zu kriegen unterbrach diesen Ablauf; Paul starb fast – also lass dir doch nicht den Fuß abhacken. Aber denk mal nach und kreiere sie dir dann: deine ablenkungsfreie Schreibzone. Gewöhn dir Rhythmus an, einen Tagesablauf, der dich beim Schreiben unterstützt.

Rhythmus beim Schreiben gibt’s auch hier:

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Schreibtipp 3: Produziere Masse statt Klasse

Den Ausstoß erhöhen von 3 auf 12 Seiten pro Tag – da kann doch aber nichts Gutes dabei sein? Wenn du einfach nur schnell und viel schreibst?

Eh, doch. Genau dann sogar ist das Meisterwerk dabei.

Kennst du das Experiment, wo Menschen, die töpferten, in zwei Gruppen geteilt wurden; die eine sollte den einen perfekten Tontopf machen, die zweite einfach nur so so viele wie möglich?

Der beste Tontopf war nicht aus der Gruppe, die sich auf Qualität konzentrierte. Die Gruppe war viel zu verklemmt. „Oh je – ich soll hier den Hit produzieren!“ Und schon gab’s Blockaden, Hemmungen, zu viel rummachen an Töpfen, die eigentlich doch schon voll super waren, all das.

Der Meistertopf entstand aus der Masse heraus. Mehrere Meistertöpfe sogar – alles, was es dazu brauchte, war … na ja: eben töpfern. So viel wie möglich, denn viel töpfern heißt auch viel lernen, wie’s besser geht.

Lerne also an vielen Texten, die du schreibst, wie’s besser geht, statt einen Text jahrelang nicht oder kaum zu schreiben, den leeren Bildschirm anzustarren, in der Hoffnung, dadurch den Trick des Bestseller-Topfes zu verstehen.

Apropos „Bestseller“: den schreibst du mit mir bis Mitternacht!

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Ein Meisterwerk schreibst du nur, wenn du schreibst. Eigentlich logisch – und doch starren viele Autoren stundenlang auf den Bildschirm, aufs Papier, ohne auch nur ein einziges Wort zu tippen.

Schreib lieber viel Schlechtes als gar nichts Gutes. Denn eine von den vielen Seiten, die du dadurch ohne Blockade, Verklemmung, Erfolgsstress verfasst und vielleicht auch erst mal voll schlecht findest, hat es eben doch in sich: das Zeug zum Meisterwerk.

Aber geschrieben werden muss diese Seite eben erst mal.

Schreibtipp 4: Halte deine Termine ein

„… er hatte keinen Vertrag für das Buch, er hatte es auf eigenen Faust geschrieben, daher musste er sich auch nicht wegen eines Abgabetermins Sorgen machen. Aber es gab immer einen Termin, nach dem man den Kreis verlassen musste, und die meisten Schriftsteller wussten das. Wenn ein Buch lange genug vor der Straßensperre blieb, dann begann es zu verfaulen, auseinanderzufallen; dann wurden all die kleinen Tricks und Illusionen sichtbar.“ Misery, S. 148

Hast du einen Termin? Einen Abgabetermin, eine Deadline, einen Verlag, der wartet?

Es ist klasse und hilfreich (wenn du nicht zu Blockaden unter Termindruck neigst), eben diesen Termindruck von außen zu haben.

Was jedoch oft passiert: Autoren warten, bis sie diesen Druck haben. Diesen Termin. Einen Vertrag. Ein Abgabedatum.

Vorher sitzen sie vielleicht auch am Manuskript – aber nicht jeden Tag. Immer nur, wenn es irgendwie passt. Es gibt ja keinen Termin.

Eben doch, sagt Stephen King. Immer nur schreiben, wenn es halt irgendwie passt – und schon fällt das Manuskript auseinander, all die Tricks werden sichtbar, es verfault …

Das merkst auch du, wenn du deinen Text (irgendwann, wenn es eben so passt) mal wieder zur Hand nimmst. An Tag 12 nach dem letzten Mal Schreiben, an Tag 22, an Tag 32, wenn dir einfällt: „Huch, ja – ich wollte doch ein Buch schreiben!“

Dann sitzt du und liest durch, was du bisher geschrieben hast – und siehst die Fäule, die Lücken. Und bist kaum noch motiviert, weiterzuschreiben.

Schreibtipp 5: Schreib, wenn du frisch verliebt bist

NRE – kennst du diese Abkürzung? New Relationship Energy. Den Kick, den man hat, wenn man sich verliebt, eine neue Beziehung startet. Verlangen, Kraft, Lust – all das flammt auf. Nix mehr mit faul im Bett liegen: Du springst raus, weil du deine neue Liebe schon wieder, immer wieder, am liebsten pausenlos den ganzen Tag (und auch die Nacht!) sehen willst.

Geh so auch mit deinem Buch um. Wenn du es startest, ist sie da, diese „NRE“ – die Frisch-verliebt-Energie. Nutze sie.

Bleib dran. Triff dein Buch Tag für Tag, rosarote Brille und alles. Schreib, so viel du kannst, so schnell du kannst. Immer wieder, immer weiter. Wenn du das in deiner Frisch-Verliebt-Phase machst, geht das auch von selbst – du „musst“ gar nicht dranbleiben, am Schreiben, am Buch. Es passiert von selbst.

Schreib, solange du noch fasziniert bist von deinem Text, deinem Buch.

(Und danach auch, aber das ist Tipp Nr. 8 und 9.)

„Eine halbe Stunde später saß er wieder vor dem leeren Bildschirm und dachte, er musste ein Vielfraß sein, was Bestrafungen anbelangte. Er hatte statt des Drinks ein Aspirin genommen, aber das änderte selbstverständlich nichts daran, was nun geschehen würde; er würde fünfzehn Minuten, vielleicht eine halbe Stunde hier sitzen und nichts anderes tun, als den Cursor betrachten, der im Dunkeln blinkte; dann würde er die Maschine abschalten und sich doch den Drink genehmigen.
Aber …
Aber als er vom Essen mit Charlie nach Hause ging, hatte er etwas Komisches gesehen, und er hatte einen Einfall gehabt. Nichts Besonderes. Nur einen kleinen Einfall.
(…)
Und daher fing er an, voll Dankbarkeit und Entsetzen. Das Loch tat sich auf, und Paul sah hindurch auf das, was da war, er merkte nicht, wie seine Finger schneller tippten, er merkte nicht, dass seine schmerzenden Beine fünfzig Blocks entfernt in derselben Stadt waren, er merkte nicht, dass er weinte, während er schrieb.“ „Misery“, S. 393 / 395

New Relationship Energie.

Sieh sie, schätze sie, nutze sie.

Auch wenn du dabei weinst.

Schreibtipp-Halbzeit! 5 Tipps kommen hier im Artikel noch.

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Schreibtipp 6: Scheiß auf das Ende

„’Es ist wirklich die beste Misery-Geschichte von allen, und ich möchte unbedingt wissen, wie alles endet.‘
‚Ich auch, Annie‘, sagte er.
Sie sah ihn verblüfft an. ‚Aber … Sie wissen das doch, oder nicht?’“ Misery, S. 327

Weißt du, wie dein Buch endet? Hast du schon alles geplant? Und hangelst dich jetzt daran entlang – leider von Tag zu Tag mehr kämpfend, weil das Buch doch woanders hin will, als du so dachtest?

Du kannst deinen Text weiter in vorgedachte Richtungen drängen. Mit Wörtern kämpfen, mit Sätzen – oder kurz innehalten und überlegen, warum es dir gerade so schwer fällt zu schreiben.

  • Weil deine Finger etwas anderes tippen wollen, als dein Hirn es ihnen sagt?
  • Weil ein Teil von dir das Ende einhalten mag, ein anderer jedoch merkt, dass es eigentlich ganz woanders langgeht?
  • Weil du dich aufreibst zwischen „Es soll aber so sein!“ und „Auf das dagegen hätte ich Lust!“?

„Wenn ich ein Buch anfange, dann denke ich immer, ich weiß, wie alles endet, aber ich hatte noch nie eines, das dann auf genau diese Weise geendet hat. (…) Ein Buch zu schreiben ist ein wenig so, als würde man eine Interkontinentalrakete abfeuern … nur reist es durch die Zeit und nicht durch den Raum. Die Buch-Zeit, die die handelnden Personen durchleben, und die Zeit, die der Verfasser braucht, alles niederzuschreiben. Wenn ein Roman exakt so aufhört, wie man dachte, als man ihn angefangen hat, wäre das, als würde man einen Titan-Marschflugkörper um die halbe Welt schicken und den Sprengkopf durch einen Basketballkorb abwerfen lassen.“ Misery, S. 327

In anderen Worten: Ziele mit deinem Buch nicht um die halbe Welt auf einen Fliegenschiss. Zeit vergeht; es ist normal, wenn dein Hirn und deine Hand plötzlich verschiedene Ziele haben. Entspann dich, statt dich fertigzumachen dafür, dass es anders wird als gedacht. Statt dich zwingen zu wollen, den Fliegenschiss zu treffen – der ist schon vom Zeit-Wind verweht. Also hör auf, ihn zu suchen, ihn treffen zu wollen.

Immer wenn du am Text zerrst, nicht weiter kommst, kannst du dich das fragen:

  • Versuchst du da wieder, etwas zu schreiben, von dem du vor Monaten dachtest, dass du es schreiben willst – nur mittlerweile ist es nicht mehr aktuell?
  • Und es soll trotzdem auf Papier, weil eben irgendwann mal so beschlossen?
  • Kein Wunder, dass das nichts wird, und du mit Blockade am Schreibtisch sitzt.

Du brauchst einen Plan – ja.

Aber du brauchst auch die Freiheit, diesen zu ändern.

Schreibtipp 7: „Das ist nicht richtig.“

Als Annie und Paul in „Misery“ aufeinandertreffen, hat Paul – so denkt er – sein letztes Misery-Buch schon geschrieben. Misery ist eine Serie, und im letzten Teil (frisch veröffentlicht, Annie liest ihn gerade), stirbt Misery. Wird begraben.

Als Annie zu dieser Stelle, dem Ende des Buches, der Misery-Serie kommt, wird sie sauer. Nicht so sauer, dass sie Paul den Fuß abhackt, das kommt später, aber doch. Und da sie Paul in ihrer Gewalt hat, muss er da jetzt durch: ihr ein neues Misery-Buch schreiben. Obwohl Misery ja jetzt tot im Grabe liegt.

Er tut’s, fängt an: Die Hauptfigur Misery wird durch ein Wunder doch noch gerettet, landet erst gar nicht im Grab. Sie ist zwar verletzt, aber doch quicklebendig.

Wie reagiert Annie?

„’Das ist nicht richtig.‘
„’Es … es gefällt Ihnen nicht?‘ Er konnte es kaum glauben. Wie konnten ihr die anderen Misery-Romane gefallen haben, und dies hier nicht? Es war so sehr miserymäßig, dass es fast schon eine Karikatur war (…)
Jetzt war sie diejenige, die bestürzt aussah.
Gefallen? Selbstverständlich gefällt es mir. Es ist wunderschön (…)‘
‚Dann fürchte ich, dass ich nicht verstehe …‘
‚Nein, offensichtlich nicht. Ich habe nicht gesagt, das es mir nicht gefällt, ich sagte, es ist nicht richtig. Es ist ein Schwindel.“ Misery, S. 131

Du kannst das schönste Buch je schreiben, wunderbar formuliert, hervorragend zu lesen, nichts auszusetzen an Stil usw. – aber wenn du unlogisch bist, ist das Buch sofort unten durch bei deinen Lesern.

Es ist nicht richtig.

Versuch nicht zu schummeln.

Deine Leser wissen ganz genau, was geschummelt ist, was nicht.

Und du weißt das auch – ich bin mir sicher, du erinnerst dich an ein paar Stellen in Büchern, wo du dachtest: „Echt jetzt? Nee, hier hat es sich der Autor zu einfach gemacht. Das kauf ich ihm nicht ab („Das ist nicht richtig“), aber okay, ich les trotzdem noch zu Ende.“

Oder aber: „Ich les das nicht zu Ende, der hat verschissen, von der lese ich nie wieder was.“

  • Willst du das riskieren?
  • Leserinnen vergraulen, bloß weil da so eine Stelle im Manuskript ist, wo du schnell mal schummelst und hoffst, dass keiner es merkt?
  • Weil dir nichts besseres einfällt, schreibst du halt irgendwas – wird schon klappen?

Es klappt nicht.

Deine Leser merken es.

Und schreiben deinen Namen in ihre Liste von „Autoren, von denen ich enttäuscht bin und nie wieder etwas lesen werde“.

Verdammt.

Und jetzt?

Stephen Kings Rat dafür:

„’Sie müssen es ändern.’“ Misery, S. 131

So einfach ist das. Du musst es ändern.

Schreibtipp 8: „Einen Einfall haben müssen“

Und dann stehst du da und sagst: „Mir fällt aber nichts ein!“

Tja.

Und jetzt?

Genau das: Tja.

Zeit, an die Wand zu starren.
Frisbees zu werfen, oder Bälle, oder egal was: an die Wand, auffangen, wieder werfen…
Dein Gehirn auf Urlaub schicken.

Stephen King schickt dann immer seine „Jungs“ in den „Keller“, wo sie Schwerstarbeit verrichten – während er selbst eben einfach so rumsitzt, (Oder spazieren geht, aber sein Held Paul in „Misery“ kann das ja leider nicht). Also sitzen. Und warten. Und starren.

Es aushalten, dass da kein Einfall ist.

Einfach „tja“ sagen: So ist das eben jetzt.

Aber nicht aufgeben. Das Gehirn bereithalten. Dich ablenken – ja; aber nicht zu sehr ablenken. Ein Teil von dir muss beim Buch bleiben. Im Keller. Bei den Jungs, beim Einfall, der (noch) nicht kommt. Bereit sein für ihn.

„’Annie!‘, bellte er. ‚Annie, kommen Sie her!‘
Er hörte, wie sie zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe heruntergestürmt kam und dann den Flur entlangrannte. Als sie hereinkam, waren ihre Augen furchtsam aufgerissen.
‚Paul! Was ist denn? Haben Sie einen Krampf?‘
‚Nein‘, sagte er, aber natürlich hatte er einen, wenn auch nur in Gedanken. ‚Tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe, aber Sie müssen mir in den Rollstuhl helfen. Verdammte Scheiße, jetzt hab ich’s!‘
(…)
‚Hat es etwas mit dem Buch zu tun?‘
‚Es ist das Buch. Und nun seien Sie still. Reden Sie nicht mehr.’“ Misery, S. 196-197

Die Belohnung fürs Aushalten: der Einfall.

(Und das würde mich sehr interessieren: Wie gehst du mit dieser Schreibphase um, die keine Schreibphase ist? Sondern die Jungs-in-den-Keller-schicken-Phase; die Bälle-an-die-Wand-werfen-Phase? Wenn da kein Einfall kommt, das Manuskript stagniert, du frustriert bist ohne Ende – und doch dranbleiben musst? Aushalten musst? Nicht fliehen darfst?

Schreib’s mir in die Kommentare!)

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Schreibtipp 9: Schnauz deine Liebsten an

Hast du’s bemerkt, im letzten Zitat? Wie Paul Annie anschnauzt – obwohl das nun wirklich keine gute Idee ist? Schließlich hat sie die Axt, und er sitzt im Rollstuhl, in ihrem Haus, kann nicht raus.

Dennoch: Paul schnauzt.

„’Es ist das Buch. Und nun seien Sie still. Reden Sie nicht mehr.’“ Misery, S. 197

Du als Autorin musst unhöflich sein können. Deine Liebsten vergraulen. Dich tagelang abkapseln von ihnen, auf keine Angebote eingehen, sie ignorieren.

Du musst dich entscheiden:

Was ist wichtiger? Das Buch – oder ein Abendessen zu zweit? Noch eine Seite im Manuskript spätabends – oder ins Bett zu deinem wartenden Schatz?

Disclaimer: Es geht auch höflich.

„Ich hab gerade eine tolle Idee. Ich möchte die jetzt ausarbeiten und brauche absolute Ruhe dazu. Wir können später reden.“

Und „müssen“ musst du auch nichts. Dennoch ist es eine Entscheidung: sozial sein, oder alleine und Ruhe und schreiben?

Extra-Tipp:

Du sparst dir eine Menge Energie, wenn du das nicht jeden Tag aufs Neue entscheidest. Ergo auch immer wieder der Hinweis auf feste Schreibzeiten, einen Rhythmus. Den brauchst du nur einmal festlegen, dann einhalten. Nicht jeden Tag aufs Neue darüber nachdenken, ob du nun dies oder doch lieber das. Das spart immens Kraft.

Kraft, die du fürs Schreiben hast.

Schreibtipp 10: Wechsle das Medium

Der letzte Schreibtipp – ist es schon so weit? Da verstecken sich noch mehr in Stephen Kings „Misery“. Auch in anderen seiner Bücher, sobald da ein Schriftsteller drin auftaucht.

Versuch mal „Stark – The Dark Half“, ein Buch über einen Schriftsteller, der auch unter Pseudonym schreibt und dieses abschafft, gar beerdigt in einer Inszenierung für die Presse, wobei sich das Pseudonym aber eben nicht einfach so abschaffen lässt, sondern sich aus dem Grab buddelt, auf eine Art lebendig wird, verstofflicht, und als „andere, dunkle Hälfte“ des Schriftstellers in der Welt umherzieht und mordet.

Oder „The Shining“, ebenfalls in einer berühmte Verfilmung zu haben, wobei in der Verfilmung – wie so oft – die wirklich spannenden Details fehlen. Die Innenansichten des Schriftstellers zum Beispiel, der da im einsamen Hotel in den Bergen durchdreht, weil er Schreibblockade hat (unter anderem).

Aber zurück zu den Schreibtipps aus „Misery“, dem letzten für dich in diesem Artikel. Ich hab mich dabei für das mit den Notizen entschieden.

„Er beugte sich wieder über seine Notizen.
‚Sie – Mrs. R. – erkennt sofort, dass Mrs. E-H wissen muss, dass M mit ihrer Tochter verwandt ist. Selbes Haar oder so was. Nicht vergessen, dass E-Hs Mutter verdächtig nach einer kommenden Hauptpers. aussieht. Du wirst sie herausarbeiten müssen. Mrs. R. beginnt zu verstehen, dass Mrs. E-H SOGAR GEWUSST HABEN KÖNNTE, DASS MISERY LEBENDIG BEGRABEN WURDE! SCHEIßE AUF DEM SCHEUNENDACH! GEFÄLLT MIR! (…)‘“ Misery, S. 197

Schreibst du solche Notizen? Ich empfehle es.

Ich empfehle zwei Medien, auf denen du schreibst: den Ehrfurcht einflößenden Computer mit seinem blinkenden Kursor, mit dem du die Hauptarbeit erledigst – den Text verfasst, der am Ende perfekt sein soll, fehlerlos, veröffentlichungsreif; und Kritzelpapier, das du bedenkenlos jederzeit zerknüllt in die Tonne hauen kannst.

Wenn du an deinem Text sitzt, an deinem Hauptmedium, und nicht weiter kommst, greif nach deiner zweiten Schreiboption. Wechsle das Medium, wechsle auch gleich mal die Körperhaltung (weg vom Schreibtisch, ab auf den Boden im Schneidersitz), wechsle auch den Raum, die Musik, die im Hintergrund läuft … mach es anders als so, wie es gerade nicht funktioniert.

Und dann kritzele los: Stift auf Papier; Papier, das in die Tonne darf, kein Druck von da, dass es irgendwie besonders gut sein muss; und sortier deine Gedanken. Schriftlich. Denn du schreibst Geschichten und Bücher, du erzählst sie nicht. Schon gar nicht stundenlang dir selbst, immer den selben Satz, falls du eben aktuell nicht weiterkommst: „Ich komme nicht weiter.“

Schreib.

„Ich komme nicht weiter, keine Ahnung, was ich als nächstes schreiben soll. Vielleicht mach ich mal Stopp. Ja, warum nicht: Vielleicht einfach wirklich. STOPPPPP!! Ich schreib das Kapitel nicht weiter! Das kann mich mal – und es ist hiermit zu Ende. Hmm, ist dann aber schon sehr abrupt. Also vielleicht schreib ich noch den einen Satz da am Ende hin, und zwar … “

Zack, und schon hast du’s – so geht’s weiter in deinem Buch. (Scheiße auf dem Scheunendach! Gefällt mir!)

Das geht auch recht schnell: Zwei Minuten Gedanken kritzeln erspart dir zwei Stunden auf blinkenden Kursor starren.

Hab den Block also immer parat, dein Wechselmedium.

Denn was sagt Stephen King bzw. seine „Misery“-Hauptfigur, der Schriftsteller Paul, über Notizen?

„Seither war ihm die Arbeit prächtig von der Hand gegangen.“ Misery, S. 197

Das wünsche ich dir auch.

Joey

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1 Kommentar

  1. Schreiben wie Stephen King – hast du auch Schreibtipps in den Büchern des Horror-Meisters entdeckt? Dann lass sie gerne als Kommentar da!
    Joey

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